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Zeitgeschichte der Detmolder Stadthalle

Die Detmolder Stadthalle, wie Sie heute genutzt wird, hat eine interessante Entstehungsgeschichte hinter sich. Wo heute ausgelassen gefeiert oder getagt wird, hörte man in die 1940er-Jahre noch Pferde schnauben und Hufgetrappel in den Sälen...

Erbaut 1790er-Jahre:
Nach Plänen des Landesbaumeisters Christian Teudt entstanden auf dem Schlossplatz von 1780 bis 1800 langgestreckte Flügelbauten mit Eckpavillons, genügend Platz für den Marstall, eine Reitbahn und Wagenremisen. Das bestehende Dikasterialgebäude an der Südseite des Platzes wurde in die neue Bebauung integriert. Die Neubauten hatten außerdem Einrichtungen der lippischen Landesverwaltung aufzunehmen, wie die Kanzlei, das Landesarchiv, das Hofgericht und diverse Wohnungen für Bedienstete, wie z.B. die Wohnung des Hofmarschalls (1. Bild v.l.). Die heutige Stadthalle wurde in den Flügelbauten als fürstliches Reithaus erbaut (2.-4. Bild v.l.).

Umbau zum Veranstaltungshaus:
Nach dem 2. Weltkrieg (1951-1953) wurde das Reithaus zum Veranstaltungshaus umgebaut, 1977 umfangreich renoviert und unter anderem fast gänzlich mit hohem technischem Aufwand unterkellert. 

Der heute als Stadthalle genutzte Baukörper besteht aus der mittleren ehemaligen Reithalle und den zwei Kopfbauten, den Pavillons. Diese Baugruppe ist Bestandteil der Schlossplatzbauten, die dreiseitig den Schlossplatz umrahmen.

Während die Pavillons zweigeschossig errichtet und von einem schiefergedeckten Mansardwalmdach überdeckt wurden, ist das ehemalige Reithaus unter schiefergedecktem Satteldach nur eingeschossig und bestand aus einem einzigen großen Raum.

Der Umbau im Inneren zur Stadthalle von 1975/76 hat die äußere Charakteristik nicht verändert. Die Fenster mit Segmentbogen und geradem Sturz sind sandsteingerahmt. Drei flache Risalite mit Dreiecksgiebeln gliedern die Längsseite zum Schlossplatz und die beiden Abschlussseiten. Über dem sorgfältig gestalteten Rundbogenportal der Reithalle sind die Initialen des Fürsten eingearbeitet.

Wo einst Pferdegetrappel zu hören war steppt 1980 nun der Bär im großen Saal. Anlässlich der WDR-Fernsehtalkshow „Mittwochs in…“ tritt die Band „Steamboat Seven“ im großen Saal auf. So reihte sich eine Veranstaltung an die Nächste. Die Beliebtheit der Stadthalle wuchs und wuchs.

 

 


Das ab 1996 jährlich wiederkehrend stattfindende Detmolder
Bluesfest überstieg alle Erwartungen und erfreute sich mehr als
großer Beliebtheit. So nahm Mighty Sam Mc Clain und Band 1997
8 seiner 9 Titel der CD „joy and pain“ live in Detmold beim
Bluesfest auf! Das Westfalenblatt und die Lippsche Landeszeitung
berichteten regelmäßig über den großen Anklang der Detmolder Bluesfeste.

Sanierung ab 2010:
Nach 40 Jahren Betriebszeit konnte die Detmolder Stadthalle nur noch unter erheblichen Auflagen genutzt werden. Der Brandschutz und die Lüftungsanlage waren unzureichend. Ein Gutachter stellte fest, dass mehrere Dutzend Brandschutzklappen nicht funktionierten. Damit die Stadthalle nicht sofort geschlossen werden musste, griff ein vorübergehendes, sehr aufwendiges Brandschutzkonzept. Dies sah das Aufstellen mobiler Brandmeldeanlagen und Brandwachen durch die Feuerwehr vor. Eine Sanierung war daher unausweichlich. Die Beliebtheit und die Auslastung der Stadthalle war letztlich ausschlaggebend für die weitreichende Sanierung. Das Veranstaltungshaus sollte im Herzen der Stadt, im Schlosspark, bleiben und fit für die Zukunft gemacht werden. Doch erst während der Sanierungen wurde das Ausmaß der Mängel vollständig sichtbar. Unter anderem wurden Schadstoffe in der Bausubstanz gefunden. Im November 2010 fand dann die letzte Veranstaltung, die Rock-und Oldienacht, statt, bevor die Stadthalle ihre Türen für die Sanierung schloss.

Das Hauptaugenmerk der Sanierungen lag auf der Erneuerung der Elektroanlagen und der Lüftungstechnik. Ebenso sollte der Brandschutz auf neuen Stand gesetzt werden. So wurden unter anderem 17 km neue Stark- und Schwachstromleitungen verlegt und eine neue Brandmeldeanlage eingebaut.

Die sichtbarste Erneuerung ist an der Decke im großen Festsaal zu sehen: Die neue Oberflächenstruktur der Saaldecke fördert die Akustik und auch die neue Beleuchtungsanlage kann sich sehen lassen. Das vorherige Beleuchtungsgitter war zuvor aus Stahlrahmen gebaut. Aufgrund des Zuwachses an Technik, hätte die Konstruktion den bautechnischen Bestimmungen nicht mehr genügt. Daher wurde die neue Beleuchtungsanlage aus Aluminium-Traversen gebaut und bietet nun mit deutlich mehr Lichttechnik auf, um diversen Veranstaltungsanforderungen gerecht zu werden, spart dabei aber deutlich mehr Energie (von 36.000 auf 7000 Watt). Aus dem umgebauten Regieraum lassen sich nun der Dimmer der Beleuchtungsanlage, die Netzwerkverteilung und die Audio-Regelung steuern. Der große Saal erhielt außerdem einen neuen seriösen und freundlichen Anstrich in blau-grau.

Und auch der kleine Saal wartet mit neuer Präsentationstechnik auf.

Nachdem auch die Barrierefreiheit verbessert wurde, stand der Wiedereröffnung nach der Teilsanierung mit großer Ü-40 Party am 28.05.2011 nichts mehr im Wege.
 

Wasserschaden im August 2012:
Die Wiedereröffnungsfreude hielt nicht lange an, denn über Wochen sickerte unbemerkt Wasser aus einer korrodierten Leitung in den Fußboden der Stadthalle. Das Restaurant unterhalb der Stadthallenräume musste mehrere Wochen geschlossen werden, da auch der Boden der Restaurantküche betroffen war.

Sanierungsschritte ab 2016-2019:
Die Stadthalle wurde auch in den Jahren zwischen 2016-2019 in Teilschritten saniert, um einen (eingeschränkten) Veranstaltungsbetrieb zu ermöglichen.

Der Putz und Teile der Fenster und Türen wurden erneuert, dafür war eine denkmalrechtliche Erlaubnis nötig. Ein Steinrestaurator hatte sich die Bauten am Schlossplatz angesehen und den Putz auf sein Alter untersucht. Mit dem bauzeitlichen Mauerbewurf ist noch die Nordseite des sogenannten Pavillons III versehen, in dem sich unter anderem Baschlebe befindet. Und auch auf alten Fotos ist das sehr grobstrukturierte Material gut zu erkennen. Der Putz der Stadthalle stammt aus den 1960er-Jahren und besteht aus einer Mischung aus Kalkputz und Tierhaaren. Aufgrund der damaligen Nutzung als Reithalle, ist dies auch nicht verwunderlich. Im Zuge der Sanierung wurde der historische Zustand wiederhergestellt. Auch der Farbanstrich sollte sich wieder dem Original annähern. Darüber hinaus sollte die Stadthalle, ebenfalls nach historischem Vorbild, an einigen Stellen Kreuzstockfenster erhalten.

Wo vorher weiße Wände und Strandkörbe die BesucherInnen im Eingangsfoyer empfingen, ist das Foyer nun in einem warmen Rotton gestrichen und wartet mit neuer Präsentationstechnik auf, sodass auch kleinere Sitzungen, Trauungen und sogar Konzerte mit Blick auf den Schlosspark stattfinden können. Um den eintretenden Wind, bei Öffnung der Eingangstür, abzufangen, wurde der damals nur innen erbaute Windfang durch einen gläsernen Windfang ersetzt, der sowohl innen als auch außerhalb des Eingangs als eigener Baukörper fungiert, sodass der Luftzug unterbrochen wird.

Im Garderobenfoyer wurden mehrere Bereiche modernisiert, unter anderem wurde eine neue Deckenkonstruktion für eine verbesserte Geräuschkulisse angefertigt. Ebenso auffällig ist die deckenhohe Spiegelfläche sowie die neu ausgestattete Theke, die sich hinter grauen Schiebetüren verstecken lässt. Außerdem wurden die Sanitäranlagen im Garderobenfoyer erneuert sowie die  Statik des Pavillondaches angepasst, da das Sturmtief „Friederike“ 2018 vereinzelt Schäden anrichtete.

Am 06.04.2019 hat das Orchester Vahlhausen die Wiedereröffnung mit ausverkauftem Haus gebührend gefeiert.
 

2019/20:
Während in den frisch renovierten Räumen bereits wieder veranstaltet wurde, wurde zur gleichen Zeit der Verwaltungstrakt renoviert, die Künstlergarderoben erneuert und modern mit Lounge-Möbeln eingerichtet, sowie eine moderne Dusche und Küchenzeile eingebaut. Nun ist Stadthalle technisch auf dem neuesten Stand, optisch aber immer noch historisch.

Das gesamte Team der Detmolder Stadthalle freut sich nun auf zahlreiche BesucherInnen!
 

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